Kürzlich hatte ich auf die eingeschränken Internet-Angebote zum Thema Lightroom auf Deutsch hingewiesen. Video-Tutorials zum Thema Fotografie, die man im anglo-amerikanischen Raum zuhauf findet, sind bei uns noch Mangelware. Filme von YouTube oder Sevenload flimmern auf allen Bildschirmen, aber sicher nicht mit dem Ziel, uns Interviews mit Fotografen oder spezielle Tricks in der Porträtfotografie nahezubringen.
Endlich deutschsprachige Workshops und Fotografen-Interviews
In diese Lücke stößt das Internetportal FotoTV: Es bietet eine ganze Bibliothek von Filmen, Workshops und Interviews, die man teilweise kostenlos, überwiegend aber im Abo anschauen kann. Eine gute Idee des Gründers Marc Ludwig, dem Mangel an guten deutschsprachigen Tutorials und Video-Dokumentationen im Bereich Fotografie abzuhelfen und damit auch noch Geld zu verdienen:
Die Videos werden entweder von den FotoTV-Machern oder von qualifizierten Einsendern in folgenden Kategorien produziert:
- Grundlagen und Geschichte
- Aufnahmetechnik und Präsentation
- Digitale Bildbearbeitung
- Dunkelkammer
- Fotomotive
- Fotokunst
- Infos, Aktuelles, Events
Breites Themenspektrum auch für nicht zahlende Besucher
Fünf Videos können ohne Anmeldung angeschaut werden, wer Name und E-Mail preisgibt, kann auf eine Liste von zur Zeit 24 freien Beiträgen zugreifen. Das Spektrum der Themen reicht von Tipps zum selektiven Entfärben in Photoshop oder zum Erzielen des „Katzenaugeneffekts“ in der Porträtfotografie über ein Interview mit dem kürzlich verstorbenen Naturfotografen Fritz Pölking bis hin zu einem Beitrag über die Erzielung eines hochwertigen Prints in der Dunkelkammer vom Experten Ralph Lambrecht.
Andreas Weidner über die Schulter schauen: Motivfindung in der Bretagne
Andreas Weidners Bericht über seine Motivfindung an der Côte du Granite Rose in der Bretagne ist ein gutes Beispiel dafür, welchen Gewinn FotoTV bringen kann. Neben praktischen Anleitungen zur Bildgestaltung und Belichtungsmessung plädiert er darin auch für eine ruhige, kontemplative Annäherung an eine Landschaft oder ein Sujet, das man fotografieren will:
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(präsentiert mit freundlicher Erlaubnis von Andreas Weidner
und ebensolcher Unterstützung von FotoTV-Mitarbeiter Florian Engel)
Das Bezahlmodell von FotoTV sieht folgendermaßen aus: Abos von 3, 6 oder 12 Monaten kosten knapp 12, knapp 9 bzw. knapp 6 Euro pro Monat. Je länger also die Laufzeit, umso günstiger wird das Abo. Die Bibliothek umfasst zur Zeit über 90 Filme. Wie Tim von dokufoto.de halte ich diese Hürde für ziemlich hoch. Zu hoch? Ich zahle gern für gute Qualität, aber vielleicht sollte man bei FotoTV darüber nachdenken, auch ein kürzeres Abo für einen geringeren Betrag anzubieten. Da man die Beiträge in keinem Fall downloaden kann, möchte man etwas länger darauf zugreifen können, dafür aber nicht gleich 36 Euro bezahlen müssen. Und von den Tipps und Workshops zu profitieren, sie selbst auszuprobieren dauert schließlich einige Zeit.
Sind Fotografen gute Videofilmer?
Die Auswahl der Themen und Autoren ist schon jetzt reizvoll. Nachbessern könnte man noch an einigen Stellen: manchmal hapert es an der Klangqualität, manchmal ziehen sich die Beiträge etwas in die Länge, weil der Autor zum Schwafeln neigt. Es mag Fingerspitzengefühl erfordern, bekannte Fotografen bei der Erstellung eines Beitrags so zu beraten, dass man beim Anschauen nicht nach einer Minute einschläft. Manchem würde das aber gut tun. Schließlich ist nicht jeder gute Fotograf automatisch ein guter Sprecher oder gar Video-Produzent.
Andererseits: wann hat man sonst schon mal Gelegenheit, seinen großen Fotografen-Vorbildern beim Fokussieren über die Schulter zu schauen? Vielleicht reizt es euch auch, mal selbst eine Kamera in die Hand zu nehmen und über euer fotografisches Spezialgebiet einen Film zu drehen. FotoTV ist immer auf der Suche nach guten Autoren.
Schauplatz-Bewertung für FotoTV:
[rate 4]
Hallo Claudia,
toller Linktipp, bin sehr angetan und werde da öfters reinschauen. Allerdings werde ich wahrscheinlich nicht Abonnent und ich fürchte, solche (kostenpflichtige) Angebote haben es schwer hierzulande.
Habe ich was verpasst oder ist die Schauplatz-Bewertung wirklich neu?
Viele Grüße, Joachim
Hallo Joachim, ich finde es schon okay, es kostenpflichtig zu machen, aber der Preis ist zu hoch. Oder die Macher müssen sich pfiffige Aktionen ausdenken, um zahlende Abonnenten zu gewinnen. Sonst wird es schwer.
Die Schauplatz-Bewertung ist nicht neu, aber manchmal vergesse ich selbst, dass es sie gibt ;-). Ich habe es z.B. benutzt in diesem Sammelbeitrag und in einigen Rezensionen (wie diese zum Film „Pingpong“). Nette Spielerei, mehr nicht :-).
Ja, genau.
Hast du dich angemeldet?
90 Filme hört sich viel an, allerdings interessieren einen ja nicht alle Themengebiete und Disziplinen- ich schätze, dass mich vielleicht 10,15 interessieren – ob es sich lohnt dafür ein Abo abzuschliessen (welches man dann doch wieder vergisst zu kündigen)?
Ein Abo habe ich nicht, habe mich nur angemeldet, um die kostenlosen Videos ansehen zu können (über die 5 hinaus, die ohne Anmeldung gehen). Du hast Recht, in der Kategorie Fotokunst zum Beispiel, der mich besonders interessiert, gibt es insgesamt 9 kostenpflichtige Videos, oder im Bereich Fotomotive 39, wenn ich richtig gezählt habe. Sicherlich nimmt das Angebot in Zukunft noch zu, aber wenn alle darauf warten und noch nicht abonnieren, wird sich auch das Angebot nicht wesentlich erhöhen. Wieder so ein Teufelskreis …
Hallo zusammen,
bin drauf gestossen, dass hier eine Diskussion über uns herrscht. Da mach ich doch mal mit 😉
Zwei, drei Bemerkungen: Wir haben uns bewusst dazu entschlossen, die Leute, die das Wissen haben, vor die Kamera zu holen. Da kommt einfach mehr bei rum, als wenn ein Redakteur Themen recherchiert und dann vorträgt. Dass der eine oder andere kein geborener Filmstar ist, bitte ich nachzusehen. Es wird in fast allen Fällen durch das preisgegebene Wissen kompensiert. Auch entscheiden wir uns im zweifelsfall für längere Beiträge, um nicht wie sonst im Fernsehen so üblich an der Oberfläche entlang zu schrammen.
Zum Preis: Stellt Euch vor, ihr würdet eine Fotozeitschrift nicht als ganzes, sondern als lauter kleine einzelne Artikel kaufen – dann würdet ihr wohl nur einen oder zwei nehmen. Der Wert ist doch manchmal auch, dass man durch so ein redaktionelles Angebot Dinge entdeckt, auf die man nicht sofort gekommen wäre, oder? Die Leute, die Fototipps wollen entdecken bei uns vielleicht auch die Fotokunst und die Fotokünstler den Spass am selber fotografieren. Und wenn ihr Euch zu einem Jahresabo durchringt, dann kostet der Spass 5,95 im Monat. Soviel, wie ein Mittagessen in der Kantine, die Reinigung einer Hose, eine Wagenwäsche.
Zum Thema Fotokunst: Zu den eher kulturellen Themen kommt jede Menge weitere Filme. Auch da werdet Ihr nicht enttäuscht.
Ich hoffe, der eine oder andere kann sich doch durchringen. Der ‚Teufelskreis‘ ist sicher mein unternehmerisches Risiko, aber je mehr Leute wir gewinnen könne, umso mehr können wir auch machen. Zur Zeit arbeiten wir hier unter den diskutierten Mindestlohngrenzen 😉
Gruss aus Köln,
Marc Ludwig
Hallo Marc, ich finde den Ansatz gut, zumal das Ganze so auch noch den persönlichen und den Celebrity-Faktor bekommt. Und lange Beiträge finde ich ebenfalls gut! Zu viel des Oberflächlichen im Netz.
Die Kosten sind eine schwierige Frage. Ich finde zwar 5,95 im Monat im Prinzip okay, aber ihr seid ja nicht der einzige Dienst, den ich bezahlen muss. Hosting-Kosten, Fotogalerie, vielleicht Xing, und schon läppert es sich. Ich könnte mir aber eher vorstellen, für ein Dreimonats-Schnupper-Abo z.B. insgesamt 18 Euro zu zahlen, bevor ich mich an ein Jahres-Abo für 84 Euro binde. Hier zählt eher die absolute Summe als der vergleichsweise geringe Jahresabo-Monatsbeitrag. Geht es nicht anderen ähnlich?
Dass sich das für euch auch so noch nicht ganz rechnet, kann ich mir vorstellen. Das ist doch das Henne-Ei-Problem: Höhere Beiträge –> höhere Einnahmen –> bessere Qualität und größeres Angebot –> aber die Einnahmen kommen nur zustande, wenn sich genügend Leute anmelden.
Was ist die Lösung? Mehr Werbung? Geniale Marketing-Ideen? Kooperationen?
Hallo,
ich finde das abo nicht zu teuer, denn die nach meiner meinung beste deutsprachige Fotozeitschrift, das ist Naturfoto, kostet fast genausoviel wie ein 1 Jahresabo von FotoTV. Sie müssen auch von was leben. Heutzutage will fast jeder Qualität – aber bilig. Bei manchen Produkten bzw. Artikeln geht das nicht einfach so.
Wer von euch, der die Preise kritisiert, hat Fotozeitschrifte abonniert für ca. 71€/Jahr?
Wer von euch hat ein, nach meiner Meinung nutzloses, Premiere Abo, z.b. Fussballbundesliga 19,99/Monat?
Hallo Thomas, die Gebühren fürs Jahresabo finde ich auch annähernd in Ordnung. Trotdem finde ich es mit einem Zeitschriftenabo nicht vergleichbar. Da hat man etwas in der Hand, was man behalten und immer wieder anschauen kann, auch wenn das Abo endet.