Gelegentlich muss man den inneren Schweinehund mal überwinden und einen schönen Ausflug machen: weg von PC und hausinternen Aufgaben.
Wir also: rauf aufs Fahrrad, rein in den Zug nach Vaihingen/Enz, und von da aus losgelaufen durch den Naturpark Stromberg-Heuchelberg. Bedeckter Himmel, aber warme Luft, und je nach Höhenlage recht windig. Ideales Wanderwetter also. Als relativ Ungeübte kalkulierten wir für die 12 Kilometer, die laut Buch (Kompass Wanderführer „VVS-Wanderführer Region Stuttgart. Wandern im VVS-Gebiet mit Bus- und Bahn-Anschluß“) in vier Stunden zu schaffen sein sollten, sechs Stunden ein. Damit kamen wir dann auch reichlich hin.
Die Route ging von Vaihingen über den Ensinger See und die Eselsburg nach Gündelbach, das wir vom Fleck weg als Traumdorf ins Herz schlossen: charmanter, teilweise mittelalterlicher Ortskern, nicht schickimicki-renoviert, sondern original geblieben, freundliche Stimmung, traumhafte Lage inmitten von bewaldeten Hügeln und Weinbergen. Oberhalb des Dorfes rasteten wir, Wind in den Haaren, Sonne auf der Nase, und verspeisten die unterwegs aufgeklaubten Äpfel und Zwetschgen. Dann als kleine Fitnesseinlage die Weinbergstaffeln hoch bis zum Wachtkopf. Von dort am lauschig gelegenen Hamberger See vorbei durch den Wald über den „Ameisenweg“ – so nannten wir ihn, weil wir mindestens fünfzehn Ameisenhaufen auf 50 Meter Wegstrecke entdeckten, einer größer als der andere – bis hinunter nach Hüfnerhaslach.
Dieses Dorf nun, obwohl von der Lage her eigentlich als Traumdorf prädestiniert, gefiel uns gar nicht. An jedem der zweifellos schönen mittelalterlichen Gebäude eine schlaue Plakette, aber alle öffentlichen Flächen wie geleckt, ohne Atmosphäre, dazu eine leere Stimmung, trotz der Menschen, die unterwegs waren. Trotzdem verbrachten wir eine angenehme Mußestunde auf der Bank am Dorfbrunnen, wo wir die müden Füße ausruhten, während wir auf die Abfahrt des Busses nach Sachsenheim warteten. Von dort aus kamen wir dann schnell wieder zurück nach Ludwigsburg.
Reine Wanderzeit: viereinhalb Stunden, effektiv unterwegs von Vaihingen nach Häfnerhaslach inklusive Dorfrundgang: fünfeinhalb Stunden. Die Beschreibung im Buch, obwohl teilweise irreführend, brachte uns im Zusammenspiel mit der Karte „Landkreis Ludwigsburg: Radwandern im Herzen von Baden-Württemberg“ (1:50.000) gut ans Ziel. Das oben erwähnte Buch hält weitere 49 Wanderungen im VVS-Gebiet bereit. Eine tolle Art zu reisen, denn schon auf der Fahrt mit Bus oder Bahn zum Ausgangspunkt sieht man viel von der Landschaft, man bessert die eigene CO2-Bilanz auf, und das Schönste: Wir brauchen nicht zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Einfach am Ziel wieder in Bus oder Bahn steigen und geruhsam nach Hause gondeln.
Ein Tag voller schöner Aussichten, Weinproben vom Rebstock, Wolken, Sonne und Wind, Hügel, Täler und Teiche. Was will man mehr?