Schwer beeindruckend – aufregend. So lautet, kurz zusammengefasst, meine Reaktion auf die aktuelle Ausstellung „Elger Esser. Eigenzeit“ im Kunstmuseum Stuttgart. Zwei Themen dominieren: Großformatige Landschaftsfotografien in der Tradition der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts und Bearbeitungen / Kolorierungen / Vergrößerungen von frühen populären Postkarten. Ich spreche hier nur von dem ersten Teil des in Stuttgart ausgestellten Werks, denn die Postkartengeschichten haben mich nicht so angesprochen. Interessante Experimente durchaus, aber für mich nicht mehr.
Elger Esser bereist mit seiner Plattenkamera bevorzugt Landschaften, die im 18. und 19. Jahrhundert immer wieder von Landschaftsmalern aufgesucht und porträtiert wurden. Er entwickelt seine Aufnahmen so, dass Perspektive, Farben, Licht und Anmutung malerisch und zeitlos wirken. Obwohl zum Beispiel in seinen Fotos französischer Städte durchaus moderne Elemente wie z.B. Autos abgebildet sind, hat man den Eindruck, ein Gemälde anzuschauen. Ich hatte im Vorfeld geglaubt, das könnte langweilig sein. Weit gefehlt: eine spannendere Ausstellung habe ich lange nicht besucht. Faszinierend für mich sein Umgang mit Farbe und Licht. Hier als Beispiel seine Stadtansicht von Blois in Frankreich:
Die Details sind in meinem flüchtigen Foto vom Foto natürlich nicht zu erkennen, aber ein Eindruck der nostalgisch wirkenden Farben und der malerischen Bildgestaltung kommt wahrscheinlich rüber. Sehr eindrucksvoll auch die Meeres- und Küstenaufnahmen, deren unglaublich differenzierte Tonwertabstufungen und deren meditativer Bildeindruck mich begeistern. Auch wenn Essers Fotos „das Thema der Landschaft in ihrer kulturellen Wahrnehmungsgeschichte“ gemeinsam haben, wie das Kunstmuseum schreibt, wirken sie sehr modern. Hier nochmal ein Eindruck von den Austellungsräumen:
Statt des Ausstellungsfotos empfehle ich, als bleibende Erinnerung den Band „Elger Esser: Veduten und Landschaften“ (Schirmer/Mosel) in der Museumsbuchhandlung mitzunehmen. Der Preis von 68 Euro schmerzt zwar, lohnt sich aber, denn die Fotos werden hier viel schöner präsentiert und die Farben kommen besser zur Geltung. Zudem fehlen die Postkartenbearbeitungen, was mir persönlich nur recht ist. Die Ausstellung ist noch bis 11. April im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen.
Weitere Informationen zu Elger Esser und der Ausstellung:
- Kurzinfo über den Fotografen an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe
- Medientipp zur Ausstellung auf fotointern.ch
- Überblick über Elger Essers Werke auf artnet.com
- kleine Esser-Galerie bei SWR.de
- Rezension der Ausstellung in der Badischen Zeitung (inkl. Whiskas-Werbung: also wirklich!)
Ich hoffe das wieder regelmäßig Blogposts erscheinen. Ich finde sie immer sehr Interessant
Danke sehr – I will try my very best :-).
Das war eine gelungene Ausstellung! Als Fotokünstler ist Elger Esser seit Mitte der 90er Jahre an zahlreichen Ausstellungen in nationalen und internationalen Museen und Galerien vertreten. 1998 erhielt er übrigens den Förderpreis für Bildende Kunst der Stadt Düsseldorf.