Ab und zu fühlt man sich doch wieder darin bestätigt, dass in Stuttgart zu wohnen keine schlechte Sache ist. Im Gegensatz zu dem Ruf, den die Stadt besonders bei den Berlinern lange Zeit hatte (das scheint sich allmählich zu ändern, denn mancher Berlinflüchtling kehrt reumütig zurück, aber das steht auf einem anderen Blatt …), ereignet sich hier durchaus lebendige Kultur. So mancher Schauspieler, der hier ausgebildet wird, findet denn auch seinen Weg an die renommierten Bühnen des Landes und nicht etwa nur des Ländles. So erging es auch Julian Greis, der mir vor sechs Jahren (!) bei einer der Inszenierungen am Wilhelma-Theater aufgefallen ist. Ich war damals so beeindruckt, dass ich im Schauplatz darüber schrieb. Umso mehr freute es mich, jüngst in der Süddeutschen zu lesen, dass Herrn Greis demnächst der Boy-Gobert-Preis für den besten Nachwuchsschauspieler an Hamburger Bühnen verliehen wird. Die Begründung der Jury:
Julian Greis ist ein aufrechter Spieler, fair, freundlich und in seiner Sensibilität sehr besonders. Es gibt so viele »coole« junge Männer um die 30 auf deutschen Bühnen, die alles Mögliche locker aus dem Ärmel schütteln. Er ist nicht so. Redlich sensibel und mit der nötigen Scham verteidigt er seine Figuren und stellt sich immer in deren Dienst.
Julian bekommt 10.000 Euro und wird am 2. Dezember am Hamburger Thalia-Theater geehrt. Dass er auch schon 2006 während seines Studiums an der Stuttgarter Schauspielschule für die Rolle, in der wir ihn damals gesehen haben, einen Preis bekommen hatte, wusste ich nicht. Für mich Gelegenheit, nach ihm zu googlen, und siehe da: Auf der Website seiner Agentur finden sich schöne Szenen mit ihm (Demo-Video von Julian Greis. Und hier gibts auch noch ein paar schöne Fotos von ihm). Da möchte man doch gleich nach Hamburg pilgern und ihn am Thalia entdecken, oder? Herzlichen Glückwunsch, Julian, mach weiter so – und gastier bei Gelegenheit mal in Stuttgart, ja?
Update 2019: Julian Greis ist jetzt bei dieser Agentur zu engagieren :).