Überall strahlt einem das Heldengesicht Ballacks entgegen. Und jetzt ist er auch noch verletzt. Neben den Mozart-Tischen gibt es in den Buchläden jetzt auch WM-Tische, an denen man studieren kann, was die WM für Bücher hervorbringt. Zum Beispiel den Titel „Ich mach das Ding rein und fertig! Warum der deutsche Fußball Lukas Podolski braucht„. Kommentar überflüssig …
Die Wichtigkeit des Großereignisses für den Deutschen an sich bemisst sich offensichtlich auch an Umfang und Akribie der Berichterstattung in den Medien. Alle Details von Ballacks Verletzung werden ausgebreitet, egal ob grade in Berlin ein Amoklauf mit 27 Verletzten vor sich geht, in Indonesien die Erde bebt oder der Iran sich mit den USA einen verbalen Schlagabtausch liefert, der üble Erinnerungen an die Vorgeschichte des Irakkriegs weckt. Die große Stunde der WM-Blogger und anderer Orakeltreibender.
Und proportional zu dem Raum, den die Medien der WM reservieren, wächst der Säuregehalt der Kommentare jener, die sich nicht für Fußball interessieren, genervt sind, sich zu kurz gekommen wähnen usw. Hier schlägt die Stunde der WM-kritischen Blogs.
Kleine Begebenheiten schüren außerdem den Verdacht, dass wir die nächsten Wochen vor lauter WM wohl nichts anderes mehr wahrnehmen werden. Mitgehörte Gespräche beim Vorbeiradeln an Passanten, à la „Das ist aber auch wirklich ein toller Fußballspieler!“ – „Ja, der kann was!“ lenken wohltuend von eigenen Sorgen ab ;-). Wenn auch nicht WM-spezifisch, ist dieser Gesprächsschnippsel nur eins von vielen Anzeichen dafür, dass die WM – gefühlt – längst begonnen hat.