Der Schauplatz wurde für den Blogine Award von Bondea nominiert. Was ist das eigentlich, dieser Award, und wer um aller Welt ist Bondea?

bondea

Der Award (gibt es kein deutsches Wort? Mit dem Alter werde ich immer konservativer, was unnötige Anglizismen betrifft) wird ausgelobt von Bondea, nach eigenem Bekunden „Deutschlands erste kostenlose Freundinnen Plattform nur für Frauen“. Frau ist also pink, denkt sich die Besucherin als erstes, wenn sie die Bondea-Seite besucht. Haben uns nicht schon unsere Eltern ständig in rosa Klamotten gesteckt? Oder soll es ein feministisches, sozusagen subversives Rosa sein? Wohl kaum …

Stimmerkennung als Aufnahmekriterium

Um Bondea kennenzulernen, muss ich nicht nur Name und E-Mail angeben, sondern auch noch einen Anrufbeantworter anrufen, damit aus meiner Stimme zweifelsfrei mein Frausein herausgehört werden kann. Da kommen mir aber Zweifel. Geht das überhaupt? Da fällt mir gleich die Staatsanwältin im Münsteraner Tatort ein, die eine so wunderbar männliche Stimme hat. Würde die nicht durchfallen? Und was ist eigentlich mit Transen, Transsexuellen und anderen Grenzüberschreiterinnen? … ja, mir kommen noch mehr Fragen:

Was ist eigentlich eine Frau?

(Ich bin wohl dabei, meiner Nominierung und erst recht der Auswahl des Schauplatzes das Wasser abzugraben, aber ich kann nicht anders.) Es gab Zeiten und Orte, alles streng offline, wo es ein Leichtes war dafür zu sorgen, dass Frauen unter sich bleiben: Frauenbuchläden der strengeren Variante, Frauendiscos usw. Hat schon immer für Konflikte gesorgt, intern und extern, nur in der Frauensauna nicht ;-). Ich war auch immer der Meinung, dass Frauen „ihre Orte“ brauchen ebenso wie Männer sie sich schaffen (aber nicht, weil Männer das auch tun). Aber online hat diese Exklusivität schon etwas ziemlich Farcenhaftes an sich. Außerdem habe ich nicht den Eindruck, dass die „Nur für Frauen“-Politik bei Bondea politisch, will sagen feministisch ist. Aber wie kann ich das sagen, wo ich doch wg. fehlender Sprechprobe noch keinen Einlass gefunden habe?

Brauchen wir einen Busenvergleich?

Wie dem auch sei, ich stehe der ganzen Sache skeptisch gegenüber. Es ist ja nicht so, dass ich nicht gern ein anderes Wort hätte für den blogosphärensprechmäßig so genannten „Schwanzvergleich“, mit dem die meisten das stolze Auflisten von Besucherzahlen, unique visitors, Seitenabrufen, page impressions und so weiter assoziieren. Es ist auch nicht so, dass ich es nicht notwendig fände, die Frauen unter den Bloggerinnen sichtbar zu machen. Aber was solls, wenn frau sich versteckt, ist sie selbst schuld. Ich glaube wirklich nicht, dass Frauenblogs wegen Missachtung durch die Allgemeinheit weniger sichtbar sind als die der Männer. Oft habe ich sogar den Eindruck, Frausein ist in dieser Männerdomäne von Vorteil, frei nach „Brüste sind toll„.

Allerdings finde ich etliche nominierte Blogs, vergebt mir, Schwestern, wahlweise geschwätzig oder langweilig. Ich freue mich, wenn ich beim Surfen auf eine weibliche Kraft hinterm Blog stosse, finde den Blog deshalb aber auch nicht gleich gut. Na gut: manche für die Blogine nominierte Blogs finde ich klasse, und einige Perlen sind dabei, die ich gleich in den Feedreader geschickt habe.

Gewinnt pink?

Trotzdem beschleicht mich der Verdacht, dass der quietschigste, pinkfarbigste, „süßeste“ Blog den Preis gewinnen wird. Und nicht der am besten Geschriebene, der Originellste, der fachlich Überzeugendste, Widerständigste … Das Logo mit seinem angestaubten, schick sein wollenden Frauenbild gibt die Richtung vor. Und leider stimmt die Öffentlichkeit ab. Warum nicht eine Jury aus blogosphärisch verdienten Frauen? Ist es vielleicht eine Jugendlichen-Veranstaltung? Nehme ich teil, um hip zu sein? Was für Frauen treiben sich eigentlich bei Bondea herum? Was hat Bondea, was gemischtrassige Netzwerke nicht haben? Was heißt überhaupt Bondea? Kann mich eine aufklären?

Ich mag Bondea (wahrscheinlich) nicht. Einen ipod hätte ich natürlich schon gerne. Bloß nicht in pink. Ich sehe schon, es wird Zeit, dass ich mein eigenes Preisausschreiben veranstalte (so nannte man das früher). Und mir dann den Hauptpreis zuerkenne. Selbst ist die Frau!

Stimmt – für mich – AB!