Markt der Fotomagazine: Von der Postille für Technik-Freaks bis zum Nischenmedium

Der Fotozeitschriften gibt es viele, vor allem seit die Digitalfotografie zum Massenphänomen geworden ist. Seit dieser Zeit haben aber auch rein oder überwiegend technisch orientierte Blätter mit Schwerpunkt auf Produkttests, oftmals ähnlich aufgebaut wie Computermagazine, Hochkonjunktur. Manche Zeitschrift erinnert in ihrer Titelblattgestaltung gar an ein Softporno-Magazin. Das illustriert die Ausrichtung auf ein (fast) reines Männerpublikum, lenkt aber von den oftmals hochwertigen Inhalten ab.

Neben diesen allgemeinen Fotozeitschriften gibt es andere, die auf bestimmte Teilbereiche der Fotografie spezialisiert sind, wie etwa das Schwarzweiß-Magazin (das durchaus nicht nur für Schwarzweiß-Fotografen spannende Informationen bietet) oder das Foto-Forum mit seinem Schwerpunkt auf Präsentation.

In diese Kategorie der spezialisierten Fotozeitschriften gehört auch die „Naturblick„, der dieser zweite Beitrag aus meiner Reihe „Zeitschriften-Mauerblümchen“ gewidmet ist.

Naturblick: Kurz vorgestellt

Mit einer Auflage von 8.500 Exemplaren ist die vierteljährlich erscheinende Naturblick eine kleine Zeitschrift. Peter Scherbuk und Peter Ernszt besorgen zusammen mit einigen freien Mitarbeitern die Redaktion. Zu beziehen ist die Naturblick offenbar ausschließlich über Abo; im Kiosk oder selbst in besser sortierten Zeitschriftenläden habe ich sie jedenfalls noch nie entdeckt.

Naturblick

Inhaltlicher Schwerpunkt sind Reportagen von Naturfotografen (oft begeisterte Semi-Profis), die neben den Fotos auch Hintergrundinformationen zur Biologie der fotografierten Tiere oder Landschaften enthalten. Tipps für das Wie, Wann und Wo für eigene Erkundungen gibt es auch.

Fundierte Informationen für Naturinteressierte

Nicht dem beliebten Wettbewerb um die spektakulärste Aufnahme, die größte fotografische Entbehrung, das längste und lichtstärkste Tele wird hier das Wort geredet. Nein, die Beiträge der Naturblick stellen die Herausforderungen scheinbar „gewöhnlicher“ Ziele, Landschaften und Tierarten im deutschsprachigen Raum in den Vordergrund. Reiseberichte aus fernen Ländern kommen trotzdem nicht zu kurz. Man wird nicht auf Schritt und Tritt mit Angaben zur technischen Ausrüstung belästigt, erfährt aber trotzdem, mit welchen Mitteln sich welche Aufgabe am besten lösen lässt.

Die Rubrik „Portfolio“ präsentiert die Arbeit eines Fotografen (selten: einer Fotografin) in Kurzform, und unter der Überschrift „Fotostil“ informiert jeweils ein Fotograf über ein Spezialgebiet der Naturfotografie (etwa Makro- oder Vogelfotografie). Informationen zum NFS, dem Verein der schweizerischen Naturfotografen, Hinweise auf Workshops und Seminare und gelegentliche Produkttests gehören ebenfalls zum Angebot.

Stärken: Naturschutz-Schwerpunkt und praktische Informationen

Die Stärken der Naturblick sind die Konzentration auf biologische, naturschützerische Gesichtspunkte und die heimische Naturwelt. Die Qualität der Fotografien ist durchweg gut, oft werden die porträtierten Tiere oder Pflanzen in ihrem natürlichen Lebensraum dargestellt. Dadurch bedingt ist der Anteil spektakulärer Fotos eher gering. Die Qualität der Texte ist meist gut, selten einmal ist ein Text etwa eines passionierten Jägers aufgrund des exzessiv verwendeten Jargons schwer lesbar.

Schwächen: Teile des Layouts, vernachlässigte Website

Störend auf die Lesbarkeit und die Präsentation der Fotos wirkt sich das Layout auf Seiten aus, wo man Fotos mit starker Transparenz als Hintergrund hinterlegt hat (z.B. in der Januar-Ausgabe im Bericht über den Waldrapp). Auf diese gestalterische Masche sollte man verzichten. Ein Minuspunkt bekommt der Verlag außerdem für seine wenig aktuelle Webseite: die neuesten Leseproben stammen aus der Ausgabe 04-2005, die „News“ und auch die Infos zu den angebotenen Masuren-Workshops sind veraltet. Die Benutzerführung der Website könnte ebenfalls besser sein.

Naturblick oder Naturfoto?

Die Naturblick ist in gewisser Hinsicht die kleine Schwester der monatlich erscheinenden „Naturfoto„. Diese hat mit ihrer Auflage von 26.100 Exemplaren mehr Möglichkeiten für ein professionelleres Layout und eine umfangreichere, teilweise auch ansprechender präsentierte Naturfotozeitschrift. Doch die Naturblick strahlt ihren eigenen Charme des Handgemachten aus, und ihre Macher sind sehr engagiert. Die Zeitschriften ähneln sich in vielem, wie das so ist bei Geschwistern, aber sie ergänzen sich auch. Beide zusammen vermitteln einen guten Überblick über die aktuellen Themen in der Naturfotografie.

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