Schauplatz lernt laufen

Heute ist es soweit: Der Schauplatz feiert seinen ersten Geburtstag! Zeit für einen kleinen Rückblick, ein Innehalten, einen Ausblick in die Zukunft, und ein Glas Sekt.

1. Phase: Euphorie

Vor genau einem Jahr, am 1. Februar 2006, schrieb ich den ersten Eintrag. Ziemlich unzeremoniös ging es los, die ersten tastenden Schritte, die auch die ersten tastenden Schritte in der neuen Stadt waren, führten ins Kunstmuseum, erschlossen neue Musik und priesen „die Weite der Plätze „. Im ersten Monat schaffte ich immerhin 23 Einträge. Zusätzlich schrieb ich etliche Listen, in denen akribisch vermerkt wurde, was alles „ins Blog soll“. Needless to say, je mehr ich aufschrieb, umso mehr blieb ungeschrieben. Ein Problem, was mich die ganze Zeit begleitet hat und wohl auch unlösbar ist. Die Wochenarbeitszeit wird zwar verlängert, aber niemand kommt auf die Idee, dem Tag entsprechend mehr Stunden zu geben, damit der Anteil der Freizeit mitwachsen kann.

2. Phase: Lethargie

Im März hatte ich denn auch den ersten Durchhänger und schaffte nur sechs Beiträge, eigentlich nur vier, wenn man die privaten abzieht. Ach ja, der Monat war ja geprägt von der Renovierung der neuen Wohnung (Fenster streichen!), Fertigstellen von Aufträgen, Einleben in der norddeutschen Diaspora. Die Beiträge wurden länger, nachdenklicher und anspruchsvoller.

3. Phase: Konsolidie(rung)

In der Folge dümpelte das Blog so dahin, bis ich im Juni neuen Elan spürte. Aber ich war nicht allein: Die ganze Nation spürte neuen Elan, und so fand meine Serie über die „Gefühlte WM“ mehr Leser, als ich erwartet hätte. Das waren die schönen Sommertage, an denen ganz Deutschland im Fußballtaumel schwebte und erst mit der Debatte um den neuen oder alten „Patriotismus“ wieder Boden unter den Füßen bekam (oder rutschte uns der Boden unter den Füßen weg? ach nein, das kam erst mit der Gesundheitsreform …).

4. Phase: Technophilie

Ende Mai hatte ich übrigens am ersten Stuttgarter Webmontag teilgenommen und darüber einen Fotobericht verfasst. Inzwischen war ich auch beim Stuttgart-Blog als Autorin angemeldet und fühlte mich mehr und mehr vernetzt.

Zunehmend begann ich mich auch mit der Technik auseinanderzusetzen. Ich installierte neue WordPress-Plugins, die den Schauplatz besucherfreundlicher machen oder mir Arbeit abnehmen sollten. Mit Basteleien kann man zudem wunderbar verdrängen, dass man in Wahrheit zu faul zum Schreiben ist. Das habe ich aber zum Glück rechtzeitig gemerkt.

Seit Juli, als der Schauplatz bei Robert Basics Aktion „Blogs vorstellen“ zum Zuge kam, begann ich mich für Statistik zu interessieren. Seitdem läuft der Statcounter, der mir zeigt, dass die Besucherzahlen so zwischen 450 und 550 im Monat herumdümpelten. Seitdem habe ich ein wenig mehr Ehrgeiz entwickelt, im Januar fleißig geschrieben, mit dem Ergebnis, dass die Besucherzahlen im Januar erstmals die 1000er Grenze überschritten haben: yeah!!

Schauplatz-Statistik von Juli bis Januar

5. Phase: Zeitnotstand

Noch mehr als die Zahlen interessieren mich natürlich die Inhalte. Anfangs ging es schlicht darum, das neue Medium zu erkunden, eine eigene Stimme zu finden. Nach dem ersten euphorischen Monat war es das Schwierigste, dabei zu bleiben und immer wieder neue Kraft aufzubringen, sich nach Feierabend noch an den PC zu setzen. Was las ich jüngst irgendwo: „Es gibt hundert Millionen Blogs und zweihundert Millionen Ex-Blogger.“ (laut Gartner-Studie; Widerspruch gegen die prognostizierte Blog-Stagnation z.B. von Olaf Nitz.) Schließlich bin ich nicht nur Bloggerin (vulgo neuerdings: ich „schreibe ins Internet“), sondern auch Sängerin, Fotografin, Freunde-Besucherin und Neffen-Herzerin.

Zunehmend machen sich meine beiden Haupt-Hobbys, die Bloggerei und die Fotografie, Konkurrenz. Beide befruchten sich allerdings auch gegenseitig. Endgültig für eins entscheiden will ich mich zur Zeit nicht. Aber die Liebe darf auch nicht zu kurz kommen. (Zum Glück ist mein Liebster genauso internet-verrückt wie ich ;-).)

Ausblick und Danksagung

Sei’s drum, ich finde, der Schauplatz braucht wie heutzutage jede anständige Unternehmung eine Straßenkarte (newspeak: Roadmap), und die sieht ungefähr so aus:

  • allgemeine Verstärkung der Vernetzung, unterfüttert durch persönliche Kontakte
  • englische Kolumne „Schauplatz Weekly“ bis Mitte 2007
  • Erneuerung des nicht ganz staubfreien Designs bis Ende 2007
  • 2000 „unique visitors“ im Monat zum zweiten Schauplatz-Geburtstag

Nachdem ich mich so weit aus dem Fenster gelehnt habe, muss ich eure Aufmerksamkeit schnell ablenken, indem ich mich bedanke bei allen (absolut wenigen, aber darum umso wertvolleren) Besuchern, Wegbegleitern, aus der Ferne gelegentlich Vorbeischauenden : Danke für eure Treue!

Am schönsten am Bloggen ist für mich nach wie vor das Schreiben selbst. Es ist eine Publikationsform, deren Inhalte ich vollkommen selbst bestimme und die ohne großen finanziellen und technischen Aufwand auskommt. Das Zweitschönste ist die Tatsache, dass man interessante Menschen kennenlernt, die vielleicht aus einer ganz anderen Ecke kommen (geografisch, biografisch usw.), mit denen man aber wichtige Interessen teilt. Solche Kontakte haben sich gerade in den letzten zwei Monaten vermehrt entwickelt.

Also: es bleibt spannend, für mich und hoffentlich auch für euch!