Wieder mal gekiesert, nach zwei Monaten Faulheit. Die Gewichte vom letzten Mal, Mitte Juli, sind plötzlich so schwer, hab ich mich etwa bei meiner Liste verschrieben? Merkwürdig. Mit etwas Abstand finde ich diese technophile spartanische Gewichtheberei ebenfalls merkwürdig, aber da meine alten Knochen, respektive Muskeln, dringend der Stärkung bedürfen, unterwerfe ich mich dem Ritual. Drohende Knie-OP, Bandscheibenvorfall oder Herzinfarkt ade!

Kieser pro und contra

Am wohltuendsten dabei finde ich, dass die in herkömmlichen Fitness-Studios übliche Dauerbeschallung wegfällt. Das ist nur dann von Nachteil, wenn Stöhn-Männer da sind, was zum Glück selten vorkommt. Stöhn-Männer legen grundsätzlich doppelt so schwere Gewichte auf wie auf ihrer Liste stehen, schwitzen ihr Placebo-Handtuch durch und unterhalten die Mitkieseraner an den Nachbargeräten mit rhythmischem und geradezu unästhetischem Stöhnen. Meistens handelt es sich um kleine, drahtige Marathontypen.
Im allgemeinen aber ist Frau Anti-Astral in trauter Gesellschaft mit durchschnittlichen Menschen wie du und ich und wird nicht von der sonst üblichen Fleischbeschau und Muckiprotz-Atmosphäre belästigt.

Espresso-Bar mit Stil

Nach dem Training zur Ludwigsburger Neu-Entdeckung: Die Lavazza Caffé Espresso Bar in der ehemaligen Hofapotheke am Holzmarkt (gleicher Stall offenbar: die Stuttgart-Variante). Letztens schon mit J. draußen gesessen nach der Stromberg-Wanderung, heute musste ich mangels freier Tische leider ins Innere, wo mich zwar ein gepflegtes Interieur erwartete (Kaffee-Sahnefarben, Sechziger-Schick und Altapotheken-Seriosität in innniger Verquickung), aber auch äußerst unbequeme Stühle – rückenfeindliche Halbschalen der Extraklasse. Nach einigen vergeblichen Anläufen und am Ende des Käsetellers konnte ich den Rest meines durchaus guten chilenischen Cabernets dann doch draußen austrinken. Dort ließ es sich, allein mit Wein, Moleskine und Schreibfeder, ganz sehr gut aushalten. Und dann die Krönung von Lavazza: der Espresso con Panna. Die Macht.

Dann auf dem Rad nach Hause, und oben der Mond wie ein halber Amerikaner unterm Spätsommerhimmel.