Am vergangenen Montag wurde im Rahmen des World New Music Festivals der Klangpark eröffnet. Da ich den Killesberg als Neu-Stuttgarterin noch nie gesehen hatte und mich für alles Akustische interessiere, musste ich da natürlich dabei sein. Vorab das Fazit: Der Besuch lohnt!

Im Park sind zehn Stationen mit Open-Air-Klanginstallationen aufgebaut, eine davon allerdings schon am Theaterhaus; das Schild hatte ich leider übersehen. Es bietet sich also an, von dieser Seite aus den Park zu betreten. Ich begann also mit der zweiten Station: der „Bodenhülsenorgel“ von Erwin Stache (Bilder zum Vergrößern bitte anklicken):

Soundpark: Bodenhülsenorgel Soundpark: Bodenhülsenorgel (Detail)

Diese einfachen Klanghülsen bringen tatsächlich orgelähnliche Klänge hervor. Ich blieb eine ganze Weile zwischen ihnen stehen und versenkte mich ins Hören, aber auch der Anblick war durchaus ästhetisch. Mich faszinierte die Umsetzung einer durchaus nicht mechanisch klingenden Musik mit einem so „einfachen“ Instrument.

Die nächsten Stationen gruppieren sich um die terrassenartig angelegten Teiche, die „Klangseen“, deren Fontänen im Takt des unregelmäßigen Wasserflusses feuerwerksartige Geräusche produzieren. Im Rückblick bin ich nicht sicher, ob das wirklich gewollt war ;-). Für mich eine hübsche Parodie auf die Versuche, Händels Feuerwerksmusik mit einem echten Feuerwerk zu synchronisieren. Ein immer wiederholter, ja auch historisch begründeter Wettstreit, bei dem meistens das Feuerwerk gewinnt. Bei diesen Klangseen von Andres Bosshard stimmt hingegen alles.

Vor dem Aufgang zum Killesbergturm liegt rechter Hand die „Klanglichtung“ von Andres Bosshard & Lorenzo Brusci: Soundpark: Klanglichtung Ein buchstäblich lauschiger Ort. Ich lege mich hin und höre zu, horche in mich hinein, lausche den leisen Klängen um mich herum. Die Klänge des Parks: Das allgegenwärtige Verkehrsrauschen, eine Krähe, das leise Sprechen der Klangpark-Besucher um mich herum auf Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch, und hineingemischt das leise, zarte Knacken, Knistern und Schnalzen der Installation. Eine gelungen „aufgemischte“ Stille umgibt mich, und der Blick geht auf Laub, Himmel, Sonne. Zu meiner Überraschung bleiben die Festivalbesucher kaum einmal länger stehen, haben nicht die Geduld, die leisen Töne wirken zu lassen. Na gut, dann ge-hören die Liegen mir. Da wehen mir aber schon die Töne des Klangturms entgegen, darum stehe auch ich schließlich auf.

Oben auf dem Turmvorplatz platze ich direkt in die Eröffnungsszene: Der langweilige Teil der Reden ist vorüber, den Interessanteren erlebe ich noch: Die Vorgeschichte, das Konzept, die Vorstellung der Künstler und ihrer Arbeiten. Danach mache ich mich gleich auf zur Turmbesteigung. Der Turm selbst, den ich ja noch nicht kannte, begeistert mich schon für sich allein. Seine Mutation zum Klangturm gibt dem filigranen, eleganten Bauwerk etwas Feierliches. Die Klänge sind lauter als bisher im Park gehört, einmal eher meditativ, dann wieder rhythmischer. Beim Hochsteigen wird man von der Musik der rund um den Turm aufgehängten Klangquellen immer wieder eingeholt. Auf jeder Plattform bleibe ich eine Weile stehen und genieße die musikalisch unterfütterte Aussicht. Auch hier mischen sich andere Klänge ein: die unpassende Musik des Karussels unten im Park, die Unterhaltungen der anderen Besucher. Am schönsten ist es hier sicherlich am frühen Abend, kurz bevor der Park schließt.

Soundpark: Klangturm Soundpark: Klangturm (Detail)

Eine weitere Station sind die Kupferpfeifen an der Kapelle und der Hammerbacherhütte, die Andreas Oldörp „Your place or mine?“ genannt hat. Der leichte Wind entlockt ihnen fremdartig-schöne Akkorde: zauberhaft. Und zum Schluss verbringe ich noch eine entspannte halbe Stunde am „Seeklang“, einer Installation von schwimmenden Seeobjekten: waagenartig verbundene Rohre, die durch Eintauchen ins Wasser glockenartige Töne hervorrufen. Ihre Bewegung erinnert an Vögel, die ihre Schnäbel auf der Futtersuche ins Wasser tauchen (Hölderlin: schweig!); eine Assoziation, die hübsch von den jungen, zutraulichen Teichhühnern gestützt wird, die auf den Blättern der Seerosen herumspazieren und auch mal neben einem aufs Ufer klettern und die nackten Zehen inspizieren.

Mich würde interessieren, wie andere den Klangpark erleben. Er ist jedenfalls auch für von der neuen Musik völlig Unbeleckte Zeitgenossen zugänglich. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite zum Klangpark.