… weil sie sich einfach nicht durch das Sieb des Alltags pressen ließen:

  1. der Beitrag über Susan Sontags Buch „Das Leiden anderer betrachten“ (2003): ein Buch über Kriegsfotografie, die Darstellung von Leiden, die Illusion des Konsensus zwischen den Betrachtern, die Rezeption und Bewertung von Fotos aus Krisengebieten. Ein Thema, von dem ich anfangs dachte: „Ach, darüber wissen wir doch schon alles!“ Weit gefehlt. Die große Theoretikerin der Fotografie hat sich hier ausgesprochen kluge Gedanken gemacht, die zur Abwechslung ganz untheoretisch daherkommen. Empfehlenswert! (Im Perlentaucher sind noch die Rezensionen nachzulesen. Ein interessanter Film im Zusammenhang mit dem Buch ist übrigens Clint Eastwoods „Flags of our Fathers“ über die Geschichte des berühmtesten Kriegsfotos aller Zeiten.)
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  2. der Beitrag über „Gold der Tundra“ von Juri Rytchëu: der Roman eines Tschuktschen, der über weite Strecken eigentlich kein Roman ist, sondern eine Art erzählte Ethnographie. Was mich sonst eher abschreckt. Die Faszination und Trauer über Geschichte und Gegenwart dieses hierzulande ziemlich unbekannten Volks ließen mich das Buch dann doch von vorn bis hinten durchlesen. Gekauft habe ich es, weil ich irgendwann mal einen Thriller über einen Agenten las, der auf seiner Flucht durch Asien auch durchs Land der Tschuktschen kam. Leider konnte ich den Roman nicht mehr ausfindig machen. Sachdienliche Hinweise zur Identifizierung nehme ich gern entgegen. Ich würde das Buch glatt nochmal lesen.
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  3. der Beitrag über den argentinischen Tango, den J. und ich uns seit einigen Wochen in die Beine zu prügeln versuchen. So …Tango Argentino(Foto von Michael Takanzariti. Siehe Lizenzbestimmungen)

    … siehts bei uns leider noch nicht aus und wirds wohl auch nie, denn dafür fehlt uns die natürliche Eleganz ;-). Interessant daran ist vor allem, wie schwierig es für Männer ist zu führen und für Frauen, sich führen zu lassen. Jenseits aller gegenteiligen Mythen und Märchen!

  4. der Beitrag über das Wirtschaftsmagazin brand eins, das sich spannender liest als der Wirtschaftsteil der Tageszeitung, die Hintergrundberichte von taz und FR und diverse volkswirtschaftliche Studien zusammengenommen. Und das Schönste: Das gesamte Archiv ist kostenlos online zugänglich, der Schwerpunkt des jeweiligen Hefts lässt sich auch anhören statt lesen. Aktueller Schwerpunkt: Spitzenkräfte – unter dem schönen Titel „Diven-Dämmerung„.
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  5. der Beitrag über das Literaturmuseum der Moderne in Marbach, das definitiv einen Besuch wert ist. Innovative Präsentation eines Themas, das sich eigentlich gar nicht präsentieren lässt, weil Literatur ja wahlweise „Axt für das gefrorene Meer in uns“ (nicht suchen, Kafka lesen!) ist oder: Kopfkino. Zum Besuch, davor oder danach, empfiehlt sich der Katalog „Denkbilder und Schaustücke“, in dem einige kluge Schreiberlinge ihre Lieblings-Exponate be-schreiben und auch sonst noch viele schöne Worte fallen.Limo bei Nacht
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  6. der Beitrag über den Niedergang der Frankfurter Rundschau, den ich eigentlich auch gar nicht schreiben will, weil das Faktum, das er beschreibt, mich so frustriert. Warum, o geliebte langjährige Begleiterin, lässt du mich im Stich? Warum verwirfst du deine Redakteure, schrumpfst dein Feuilleton, warum verkaufst du dich, warum verlegst du dich aufs Tabloid? (Schreckliches Wort, das mich alte Anglophilia immer nur an den englischen Ausdruck „tabloid press“ erinnert, nicht gerade ein Synonym für Qualitätsjournalismus. Also, mit dem Format kann ich mich abfinden, aber nicht mit dieser Bezeichnung, Fachbegriff hin oder her.) – Leider muss ich berichten, dass ich in letzter Zeit zunehmend zur Süddeutschen greife. Sie war mir nie sonderlich sympathisch, aber das Feuilleton ist toll. Anderes an dieser Zeitung leider auch.
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