Er ist nun schon seit über einer Woche tot, und seit vorgestern begraben. Doch trage ich nicht nur Robert Gernhardt nach, dass er gestorben ist, sondern trage an dieser Stelle nach, was er mir bedeutet.

Für mich gab es zwei Erlebnisse mit Gernhardt, die sich mir eingeprägt haben: Als gebürtige Göttingerin war ich natürlich hocherfreut, als ich entdeckte, dass er in meiner Heimatstadt seine Schulausbildung beendet hatte und später auch mit dem denkwürdigen Göttinger Elch ausgezeichnet wurde. Bei der Verleihung 1999 (oder bei einer späteren Lesung, genau weiß ich es nicht mehr) erzählte er ausführlich davon, wie er die erste Zeit als Flüchtling in Göttingen erlebt hat, und ich konnte meinen damals noch virulenten Überdruss an meiner Heimatstadt langsam ad acta legen. Wenn es einige berühmte, von mir geschätzte Leute dort ausgehalten hatten (Lichtenberg, Gernhardt, Kempowski), warum dann nicht auch ich? Das war in der Zeit, bevor ich begriff, dass sie alle auch wieder gegangen waren – so wie später auch ich ;-).

Nachdem ich von seinem Tod gehört hatte, lauschte ich bei der Gelegenheit dann auch mal dem Literaturcafé-Podcast von der Frankfurter Buchmesse 2005, wurde aber herbe enttäuscht. Von Gernhardt. Er sprach nur langweiliges Zeug, und man kann es nicht einmal der Interviewerin in die Schuhe schieben. Nun ja, man kann ja nicht immer nur Witze absondern. Aber etwas mehr hätte ich mir schon erwartet.

Jedenfalls habe ich mir einige Werke von ihm bestellt – unglaublicherweise habe ich nichts von ihm im Regal! – und werde in der nächsten Zeit ein wenig auf seinen Spuren wandeln.

Zum Schluss noch ein paar wenige der zahlreichen bereits erschienenen Nachrufe auf Gernhardt:

  • Stefan Behr in der EffEhr
  • NDR-Kulturreport (anonym)
  • Thomas Steinfeldt in der Süddeutschen
  • Peter Henning in der ZEIT
  • Rolf Dieckmann im Stern
  • Andreas Öhler im Rheinischen Merkur
  • Nadja Wick für die Kritische Ausgabe
  • Ein kurzer akustischer Nachruf auf MDR Kultur mit einigen O-Tönen, die mit dem sinnigen Satz beginnen: „Auch ich war einmal makellos, woher rührt all mein Makel bloß?“ (Recht bitter angesichts seiner Krebserkrankung, aber wie immer leichthin gesprochen …)

Schön ist jedenfalls, dass sein Nachlass in Marbach sein wird, also in meiner Nähe. Schade ist, dass von ihm nun keine weiteren Werke mehr kommen werden.